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Stadtkapelle in Trauer: Ehrendirigent Hans Ruf verstorben
Eine traurige Nachricht erreichte die Stadtkapelle Laupheim am 28. September: Ihr Ehrendirigent Hans Ruf war kurz nach seinem 81. Geburtstag verstorben. Die Stadtkapelle verliert mit Hans Ruf einen Menschen, der einige ihrer erfolgreichsten Jahrzehnte maßgeblich geprägt und sich bleibende Verdienste um sie erworben hatte.
Dabei war die Ausgangslage bei seinem Dienstantritt am 1. Dezember 1978 alles andere als einfach. Die Stadtkapelle hatte in kaum vier Jahren drei Dirigentenwechsel hinter sich gebracht, was dem musikalischen Niveau und dem Zusammenhalt wenig zuträglich war. So lautete einer der Aufträge des Vereinsausschusses für den 37-jährigen neuen Mann am Pult "entsprechend energisch durchzugreifen". In dieser Situation erwies sich Hans Ruf als der richtige Mann am richtigen Platz. Zielstrebig und tatkräftig brachte er das Orchester in wenigen Jahren auf Kurs, und der führte in ungeahnte Höhen mit nationalen und internationalen Erfolgen und hin zur sinfonischen Blasmusik.
Keine zwei Jahre war das Dirigat von Hans Ruf alt, als sich die Stadtkapelle nach sechs Jahren Pause erstmals wieder einem Wertungsspiel stellte. Die Überraschung: Angetreten wurde in der Höchststufe, der damals anspruchsvollsten Wertungskategorie. Im benachbarten Untersulmetingen erzielten Dirigent und Kapelle auf Anhieb das zweitbeste Bewertungsprädikat. Der erste Schritt hin zur Spitzengruppe der deutschen Konzertblasmusikkapellen war getan. Erfolg auf Erfolg schloss sich an.
In der Erfolgsspur: Hans Ruf und die Stadtkapelle Laupheim
Die Stadtkapelle Laupheim war zuletzt 1953 bei einem Wertungsspiel in der höchsten Bewertungskategorie, der damaligen Kunststufe, angetreten. Danach folgten Jahrzehnte in der zweithöchsten Kategorie, der Oberstufe. Hans Ruf führte das Orchester zurück in die oberste Kategorie, die Höchststufe.
Jahr | Wertungsspiel, Wettbewerb | Ergebnis |
---|---|---|
1980 | Kreismusikfest Untersulmetingen, Höchststufe | 1. Rang mit Belobigung |
1983 | Kreismusikfest Munderkingen, Höchststufe | 1. Rang mit Auszeichnung |
1985 | Landesmusikfest Tuttlingen, Höchststufe | 1. Rang mit Auszeichnung |
1986 | CISM-Wettbewerb Wien, Höchststufe | guter Erfolg |
1989 | Bundesmuskfest Trier, Höchststufe | 1. Rang mit Auszeichnung |
1989 | Kreismusikfest Kirchdorf a. d. Iller, Höchststufe | 1. Rang mit Auszeichnung |
1992 | Kreismusikfest Geislingen (Zollernalb), Höchststufe | 1. Rang mit Auszeichnung |
1993 | CISM-Wettbewerb Interlaken, Höchststufe | Platz 5 der Gesamtwertung |
1994 | Landesmusikfest Wangen i. A., Wettbewerb, Höchststufe | Platz 4 der Gesamtwertung |
1995 | Bundesmusikfest Münster, Höchststufe | 1. Rang mit Auszeichnung |
1997 | Kreismusikfest Unteressendorf, Höchststufe | sehr gut (Bestprädikat) |
1998 | Landesmusikfest Ehingen, Wettbewerb, Höchststufe | Platz 3 der Gesamtwertung |
2000 | Kreismusikfest Ertingen, Höchststufe | sehr gut (Bestprädikat) |
2001 | Bundesmusikfest Friedrichshafen, Wettbewerb, Höchststufe | Platz 4 der Gesamtwertung |
Hans Ruf leitete von 1984 bis 1996 zusätzlich zur Stadtkapelle deren Jugendblasorchester. Auch hier regnete es bei den jährlichen Jugendkritikspielteilnahmen Bestnoten.
Während des Dirigats von Hans Ruf entwickelte sich die Stadtkapelle Laupheim weg vom Unterhaltungsmusikschwerpunkt hin zu einem Konzertorchester. Dieser Weg wurde vom Zuspruch des Publikums bestätigt: Mitte der 1980er-Jahre führte die Kapelle ihr Hauptkonzert, das Frühjahrskonzert, angesichts des Zuhörerandrangs an zwei Aufführungstagen nacheinander auf. Danach wurde das Konzert von der kleineren Gymnasiumsaula in die große Herrenmahdhalle verlegt. Dort konnte eine Reihe von Gemeinschaftskonzerten mit anderen hervorragenden Blasorchestern, u. a. aus Biberach, Leutkirch, Kempten, durchgeführt werden. Höhepunkt war sicherlich das Gemeinschaftskonzert mit dem Landesblasorchester Baden-Württemberg 1989. Hans Ruf etablierte das Kirchenkonzert am Dritten Advent als weitere, vielbesuchte, jährliche Aufführungsplattform der Stadtkapelle.
Der schon nach kurzer Zeit unter Rufs Leitung erworbene "gute Ruf" der Stadtkapelle Laupheim trug dazu bei, dass sie für einige Kompositionen als Uraufführungsorchester ausgewählt wurde, so beim Landesmusikfest 1990 in Aalen mit gleich zwei Werken.
Der musikalische Stand der Stadtkapelle wurde auf Initiative des Dirigenten durch eine Musikkassetten- und eine Langspielplattenaufnahme (1991) dokumentiert.
Auch die Tätigkeit von Hans Ruf als Musiklehrer, vor allem ab 1980 an der städtischen Musikschule in Laupheim, trug zum Erfolg bei. Zahlreiche gute Musiker gingen aus seinem Unterricht hervor. So Arnfried Oehme, dem er im Oktober 2001 den Dirigentenstab der Stadtkapelle Laupheim übergab.
Aller Ehren wert
Im Jahr 1984 würdigte die Stadt Laupheim das Wirken von Hans Ruf als Dirigent ihrer Stadtkapelle und verlieh ihm den Titel eines städtischen Musikdirektors.
Am 1. September 2003 ernannte ihn die Stadtkapelle Laupheim zum Ehrendirigenten.
Hans Ruf blieb der Stadtkapelle Laupheim bis zuletzt verbunden. Kaum eine Sitzung des Vereinsausschusses, kaum eine Hauptversammlung, kaum ein Konzert fand ohne seine Teilnahme statt. Als Freund und Ratgeber stand er Vereinsfunktionären, Dirigenten und Musikern jederzeit gerne zur Verfügung, so wie er zu seiner aktiven Dirigentenzeit nach jeder häufig anstrengenden, fordernden Probe immer kameradschaftlich mit seinen Musikern zusammen saß.
Der Stadtkapelle bleibt die dankbare Erinnerung an einen großen Dirigenten und Freund. Ihr Mitgefühl gilt seiner Gattin und Familie.
Das Requiem für Hans Ruf findet am Freitag, den 7. Oktober 2022 um 13:30 Uhr in der Kirche in Baltringen statt. Bei der anschließenden Beisetzung auf dem dortigen Friedhof spielt neben weiteren Orchestern die Stadtkapelle Laupheim.